Die Literaturempfehlungen vom Januar 2012 drehen sich um Management – von Unternehmen, Gesellschaften und Welten.
Jack Welch „Winning – Das ist Management“
Die erste Buchempfehlung im Jahr 2012 ist ein Buch von 2005 – eine fulminante Zusammenfassung der Erfahrungen des nun im Ruhestand lebenden Jack Welch.
Sie lassen sich auf einen Punkt fokussieren: „Sorge für die besten Mitarbeiter, dann wird sich das Geschäft wie von selbst positiv entwickeln!“ Und Jack Welch beschreibt, mit welchen zum Teil einfachen und effizienten Maßnahmen Personalentwicklung betrieben werden kann, wobei die Vorschläge auch für mittelständische Betriebe sehr geeignet erscheinen.
Seine Ideen sind unbequem für beide Seiten: Führungskräfte sind zur Personalentwicklung und Beurteilung gefordert; Mitarbeiter sind angehalten, sich zu engagieren und auch privat fortzubilden oder sich ungeschminkten Wahrheiten zu stellen. Es ist ein wahrhaftiges Buch, zupackend und hilfreich. Dem Buch „Winning“ von Jack Welch sind viele Leser zu wünschen.
Eric Beinhocker „Die Entstehung des Wohlstands“
Die Volkswirtschaftslehre hat in den letzten 20 Jahren in der westlichen Welt einen beispiellosen Niedergang erlebt. Die Ursachen sind vielschichtig und bei Politik, Gesellschaft und in der Volkswirtschaftslehre selbst zu finden. Ihre Modelle treffen immer weniger die wahren Marktzustände und sind deshalb oftmals für konkrete Handlungsanweisungen ungeeignet. Dies zeigt sich in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise.
Da kommt das Buch des englischen Wissenschaftlers Eric Beinhocker über die Entstehung des Wohlstandes gerade recht. Seine erste wichtige Erkenntnis: Modelle der Volkswirtschaftslehre und der statischen Gleichgewichte in Einzelmärkten sind nicht mehr nutzbar.Beinhocker weist nach, dass für wirtschaftliche Tätigkeiten die grundlegenden Gesetze der Physik anzuwenden sind und dass für wirtschaftliches Handeln der erste und zweite Hauptsatz der Thermodynamik Gültigkeit haben. Danach gibt es in der Natur kein Gleichgewicht, und unsere Welt ist kein in sich geschlossenes System.
Beinhocker entwickelt Handlungsalternativen für Finanzmärkte, für die Wirtschafts-, Gesellschafts- und Kulturpolitik. Sein Modell der „Komplexitätsökonomik“ ist besonders geeignet für Leser, die gerade zu Beginn einer neuen Legislaturperiode auf Antworten in der Wirtschaftspolitik warten.
Matthias Horx „Das Megatrend Prinzip – Wie die Welt von morgen entsteht“
Steigender Einfluss der Frauen, Wandel hin zur Kreativ-Ökonomie und ein stärkeres Ökologie-Bewusstsein Megatrends nennt die Zukunftsforschung die großen Veränderungsprozesse in Gesellschaft, Arbeitsleben, Ökonomie und Kultur. Sie sind die großen Treiber, die die Gesellschaft in den Tiefenstrukturen verändern werden. Insgesamt diagnostizierte das Zukunftsinstitut unter der Leitung von Matthias Horx elf dieser Megatrends, die nun in einer umfangreichen Dokumentation veröffentlicht wurden.
Ein wesentlicher Faktor ist der sogenannte Female Shift, also der steigende Einfluss von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft. So werden sich beispielsweise vermehrt „reverse Rollenmodelle“ entwickeln. In einer Großstadt wie London mit vielen jungen gebildeten Frauen wird der Anteil der „Hausmänner-Partnerschaften“, in denen Männer den Großteil der Hausarbeit erledigen und Frauen die Hauptverdiener sind, auf rund 25 Prozent geschätzt. Die steigenden Fraueneinkommen werden zu einer Stabilisierung der Konsummärkte führen, so die Prognose von Matthias Horx. Denn die Nachfrage bricht nicht mehr bei jeder Konjunkturflaute ein, weil das zusätzliche Geld der Frauen in den Konsum fließen könne. Es sei kein Zufall, dass die Krisen-Ökonomien vor allem in Südeuropa zu finden sind, wo die weibliche Erwerbstätigkeit besonders niedrig sei, so Horx.
Megatrend New Work
Befördert wird diese Entwicklung einerseits durch das hohe Bildungsniveau und andererseits durch die neuen Arbeitsformen und -anforderungen innerhalb der Wissensgesellschaft. Denn es sind die traditionell männlichen Industriejobs, die wegfallen werden. Bereits heute arbeiten in den hochentwickelten Industrienationen knapp 30 Prozent aller Erwerbstätigen im Kreativsektor.
Mit der Entwicklung zu einer Kreativ-Ökonomie setzt sich dieser Trend weiter fort. Atypische Beschäftigungsformen werden dabei stark zunehmen. Dadurch werden zwar alte Sicherheiten verlorengehen, die Zugänge zur Erwerbstätigkeit aber vielfältiger, so die Prognose. Wissen, Kreativität und Service sind die wichtigsten Treiber der neuen Arbeitswelt. Dafür müsse ein Unternehmensstil geschaffen werden, der einen Zustand der dauerhaften Wandlungsfähigkeit ermögliche.
Führungskräfte müssen Motivator und Integrator in einem sein – und das nicht nur für die eigenen Mitarbeiter, sondern auch den Konsumenten gegenüber. Aufgrund permanenter Veränderungen werde der Unternehmenserfolg stärker denn je von motivierten Mitarbeitern abhängig sein. Einen weiteren Megatrend stellt die Neo-Ökologie dar, die den Umbau der Gesellschaft nach ökologischen Kriterien verstärken wird. Dabei wird das Prinzip der Nachhaltigkeit zur Management-Maxime.