Das Leben und die Arbeit von John Dewey
John Dewey wurde am 20. Oktober 1859 als dritter Sohn von Archibald Sprague Dewey und Lucina Artemesia Rich in Burlington, Vermont geboren. Das älteste Kind von insgesamt vier Söhnen, starb bereits als Kind, die anderen besuchten mit John Dewey die öffentliche Schule und die Universität zu Vermont in Burlington.
Während John Dewey Student an der Universität von Vermont war, wurde er das erste Mal mit der evolutionären Theorie vertraut gemacht. Dies geschah durch die Lehre von G.H. Perkins und den Text „Lessons in Elementary Physiology” von T.H. Huxley, dem berühmten englischen Evolutionisten.
Die Theorie der natürlichen Selektion begann seitdem ihren lebenslangen Einfluss auf das Denken John Deweys auszuüben. Besonders ihr Hauptanliegen sich auf die Interaktion des menschlichen Organismus und seiner Umwelt zu fokussieren, anstatt die Dürftigkeit statischer Modelle der Natur zu überbeanspruchen wenn es um Fragen der Psychologie und der Theorie des Wissens ging, trug zum großen Teil dazu bei.
Die formale Lehre der Philosophie an der Universität zu Vermont war hauptsächlich vom schottischen Realismus geprägt, eine Denkschule die John Dewey bald zurückwies. Aufgrund des engen Kontakts zu seinem Philosophielehrer H.A.P. Torrey, einem verdientem Akademiker mit breitem philosophischem Interesse, schrieb Dewey dieser Denkschule später trotzdem entscheidenden Einfluss auf seine philosophische Entwicklung zu.
Nach seinem Abschluß 1879 unterichtete Dewey für zwei Jahre an High Schools in Vermont und Oil City, Pennsylvania und versetzte seiner Idee eine Karriere in der Philosophie zu verfolgen, eine Pause. Diese ursprüngliche Absicht vor Augen schickte er einen philosophischen Essay an W.T. Harris, den Redakteur des „Journal of Speculative Philosphy” und einer prominentesten Vertreter der Hegelianer von St. Louis. Die Akzeptanz dieses Essays gab Dewey die Bestätigung die er brauchte um sein Versprechen ein Philosoph zu werden einzuhalten. Mit dieser Ermutigung reiste er nach Baltimore und immatrikulierte sich an der John Hopkins Universität.
Dort kam er unter die Hände von zwei kraftvollen und dynamischen Intellektuellen die einen bleibenden Einfluss auf ihn haben sollten. George Sylvester Morris, ein Philosoph hegelianischer Schule, machte Dewey mit dem organischen Modell der Natur vertraut, das dem deutschen Idealismus zu Eigen ist. G. Stanley Hall, einer der bekanntesten amerikanischen experimentellen Psychologen zu dieser Zeit, brachte Dewey dazu die Kraft der wissenschaftlichen Methode, wie sie in den Naturwissenschaften angewendet wird, anzuerkennen. Die Eindrücke dieser Standpunkte trieben Deweys frühes Denken voran und kreierten die generelle Grundhaltung seiner philosophischen Bildung.
Nach dem Erhalt seines Doktorstitels 1884 akzeptierte Dewey eine Lehrstelle an der Universität von Michigan, welche er bis auf ein Jahr an der Universität von Minnesota 1888, für zehn Jahre inne hatte. Während seiner Zeit in Michigan schrieb Dewey seine ersten beiden Bücher: „Psychology” (1887) und „Leibniz’s New Essays Concerning the Human Understanding” (1888). Beide Werke zeugten von Deweys früher Überzeugung vom Hegelianischen Idealismus, in „Psychology” untersuchte er die Synthese zwischen diesem Idealismus und der experimentellen Wissenschaft, auf welche er einwirken wollte. In Michigan traf er außerdem einen seiner wichtigsten philosophischen Mitarbeiter, James Hayden Tufts, mit dem er 1908 bzw. 1932 „Ethics” verfasste.
1894 folgte Dewey Tufts zur vor kurzem gegründeten Universität von Chicago. In diesen Jahren in Chicago wich Deweys früher Idealismus einer empirisch inspirierten Theorie des Wisses, die sich mit der zu dieser Zeit entwickelnden amerikanischen Denkschule des Pragmatismus im Einklang befand. Dieser Perspektivwechsel materialisierte sich schließlich in einer Serie von vier Essays, die gemeinsam „Thought and its Subject-Matter” betitelt waren und mit einer Reihe anderer Essays von Deweys Kollegen und Studenten in Chicago als „Studies in Logical Theory” 1903 veröffentlicht wurden. Hier gründete und führte Dewey auch seine Versuchsschule. In dieser sogenannten „Dewey Schule” hatte er die Gelegenheit seine sich entwickelnde Pädagogik direkt umzusetzen. Die dort gesammelten Erfahrungn gaben ihm das Gerüst für sein erstes pädagogisches Hauptwerk „The School and Society” (1899).
Meinungsverschiedenheiten mit der Universitätsverwaltung über den Status der Laborschule führten 1904 allerdings zur Aufgabe seiner Stelle in Chicago. Mit seiner nun gesicherten philosphischen Reputation erhielt er aber schnell einen Ruf der philosophischen Fakultät der Columbia Universität in New York City. Da er sich jetzt im Zentrum der nordostamerikanischen Universitäten und damit inmitten der hellsten Köpfe der amerikanischen Philosophie befand, entwickelte Dewey nahe Kontakte mit Philosophen der verschiedensten Schulen in einer intellektuell stimulierenden Atmosphäre, die sein Denken nährte und erweiterte.
Während der ersten zehn Jahre in Columbia schrieb die Dewey eine Vielzahl von Artikeln bezüglich der Theorie des Wissens und der Metaphysik. Mehrere von ihnen wurden in zwei wichtigen Bücher veröffentlicht: „The Influence of Darwin on Philosophy and Other Essays in Contemporary Thought” (1910) und „Essays in Experimental Logic” (1916). Sein Interesse an der pädagogischen Theorie setzte sich in dieser Zeit fort und wurde durch seine Arbeit am Lehrerkolleg in Columbia gefördert. Diese Erfahrung führte ihn auch zur Publikation von „How We Think” (1910 bzw. 1933), einer Anwendung seiner Theorie des Wissens auf die Pädagogik, und „Democracy and Education” (1916), seiner vermutlich wichtigsten Arbeit im Feld der Pädagogik.
Während seiner Jahre an der Columbia Universität wuchs Deweys Reputation nicht nur als führender Philosoph und pädagogischer Theoretiker, sondern auch als öffentlicher Meinungsgeber und wichtiger Kommentator zeitgenössischer Angelegenheiten. Dewey verfasste regelmäßig Beiträge für populäre Magazine wie „The New Republic” und „Nation”, und war außerdem häufig in Fällen verschiedener Art, wie zum Beispiel dem Frauenwahlrecht oder der Bildung von Lehrergewerkschaften, politisch aktiv. Ein Auskommen dieser Berühmtheit waren zahlreiche Einladungen als Redner zu akademischen, wie auch gesellschaftlichen Veranstaltungen. Viele seiner wichtigsten Schriften dieser Zeit waren das Resultat jener Vorlesungen, unter anderen: „Reconstruction in Philosophy” (1920), „Human Nature and Conduct” (1922), „Experience and Nature” (1925), „The Quest for Certainty” (1929).
John Deweys Rückzug vom aktiven Unterrichten 1930, verminderte seine Umstände als öffentliche Figur und produktiver Philosoph nicht. Spezielle Begebenheiten seines öffentlichen Lebens war unter anderem die Teilnahme in der Untersuchungskommission für die Moskauer Scheinprozesse in den 1930er Jahren und seine Verteidigung von Bertrand Russell während des Versuchs der Konservativen, den Philosphen 1940 von seinem Lehrstuhl am College von New York City zu entfernen. Der primäre Fokus von Deweys philosophischem Streben zu jener Zeit, war die Vorbereitung der finalen Formulierung seiner Theorie der Logik, welche 1938 als „Logic: The Theory of Inquiry” veröffentlicht wurde. Die anderen Werke Deweys nach seiner Pensionierung waren unter anderem: „Art as Experience” (1934), „A Common Faith” (1934), „Freedom and Culture” (1939), „Theory of Valuation” (1939) und in Zusammenarbeit mit Arthur F. Bentley „Knowing and the Known” (1949). Dewey arbeitete bis zu seinem Tod in New York City am 2. Juni 1952, unerlässlich weiter.
1859 John Dewey wird am 20. Oktober in Burlington, Vermont geboren.
1879 Unterrichtstätigkeit als Lehrer in Oil City und Vermont.
1882 Besuch der John Hopkins Universität.
1884 Promotion mit einer Arbeit über Kants Psychologie.
1884-1894 Dozent an den Universitäten von Michigan und Minnesota.
1886 Heirat mit Alice Chipman.
1894 Ruf an die Universität von Chicago.
1903 Studies in Logical Theory
1904 Beendigung des Schulexperiments („Dewey Schule“).
1904-1930 Lehrstuhl für Philosophie an der Columbia University (New York City).
1908 Ethics (zusammen mit J.H. Tuft).
1910 How we think und The Influence of Darwin on Philosphy and Other Essays in Contemporary Thought
1916 Democracy and Education und Essays in Experimental Logic
1918 Vorlesungsreise nach Japan und China.
1920 Reconstruction in Philosophy
1922 Human Nature and Conduct
1924 Reise in die Türkei.
1925 Experience and Nature
1926 Reise nach Mexiko.
1927 Tod seiner Frau Alice. The Public and its Problems
1928 Reise in die Sowjetunion.
1929 The Quest for Certainty
1931 Philosophy and Civilization
1934 Art as Experience und A Common Faith
1938 Logic: The Theory of Inquiry
1939 Freedom and Culture und Theory of Valuation
1946 Zweite Heirat, Adoption von zwei Kindern Problems of Men
1949 Knowing and the Known (zusammen mit Arthur F. Bently)
1952 John Dewey stirbt am 2. Juni in New York City.